Fairtrade-Rosen: Mit gutem Gewissen die Mami beschenken

mit Keine Kommentare

In der Woche vor Muttertag herrscht in der kenianischen Blumenfarm Panda Flowers Hochbetrieb. Dann werden täglich eine Million Rosen gepflückt, verpackt und in alle Welt verschickt, so auch nach Deutschland, wo jede dritte Schnittrose aus Fairem Handel stammt. Panda Flowers ist Fairtrade-zertifiziert und bietet damit seinen Beschäftigten einen guten Lohn, bezahlte Überstunden, Schutzkleidung, medizinische Grundversorgung und subventionierte Lebensmittel.

Am Ufer des Naivashasees tummeln sich Zebras, Giraffen und Flusspferde. Stilvolle Lodges bieten außergewöhnliche Safari-Abenteuer und in riesigen Gewächshäusern gedeihen Blumen für den Export. Wildlife-Tourismus und Blumenindustrie koexistieren und das Nebeneinander funktioniert irgendwie. Kenia ist der größte Rosenproduzent der Welt, wobei vor allem am schönen Naivashasee die Königin der Blumen angebaut wird. In 1.880 Meter Höhe gibt es ganzjährig genügend Sonne und Wärme, so dass für die Rosenproduktion relativ wenig Energie nötig ist. Es haben sich über 60 Blumenfarmen angesiedelt, die über 90.000 Menschen Arbeit geben. „Ich bin an den Naivashasee gezogen, weil ich nach dem Tod meines Mannes Geld verdienen musste. 2001 habe ich bei Panda Flowers als Pflückerin begonnen und bin nun Vorarbeiterin.“ Rosemary Achieng freut sich über ihren beruflichen Aufstieg und ihre Festanstellung im Blumensektor.

Rosen-Hochsaison ist vor dem Valentinstag und dem Muttertag

Wir haben Panda Flowers im August 2021 besucht und Rosemary hatte Zeit zum Erzählen: „Momentan ist in Europa Sommer und die Leute haben Blumen im eigenen Garten. Bei uns ist deshalb die Rosenproduktion gedrosselt. Wir ernten lediglich 200.000 Stängel am Tag. Vor dem Valentinstag und dem Muttertag geht es hier hektischer zu. Dann senden wir täglich eine Million Schnittrosen in alle Welt.“ Durch die Zufuhr von Nährstoffen wird gesteuert, wie viele Blüten die Rosensträucher in welcher Jahreszeit hervorbringen. Panda Flowers ist ein hochspezialisierter Industriebetrieb mit etwa 800 Beschäftigten.

In Fairtrade-Blumenfarmen sind hochgiftige Pestizide tabu

Als wir mit Rosemary in einem der 15 mehrere Fußballfelder großen Gewächshäuser plauderten, ging Tyson Odira mit wachsamem Blick von Rosenstrauch zu Rosenstrauch. Er ist Chemietechniker und blieb kurz bei uns stehen: „Rosen sind sehr anfällig für Krankheiten, weshalb ich sie täglich kontrolliere. Wenn ich einen Befall feststelle, muss gesprüht werden. Weil Panda Flowers Fairtrade-zertifiziert ist, verwenden wir die Pflanzenschutzmittel sehr sparsam. Anders als in konventionellen Farmen kommen bei uns keine hochgiftigen Pestizide zum Einsatz. Gesprüht wird ausschließlich von Männern, die speziell geschult sind. Sie tragen beim Sprühen Schutzanzüge und nach dem Ausbringen der Pestizide dürfen die Gewächshäuser für mehrere Stunden nicht betreten werden.“ Gesundheitsschutz wird bei Panda Flowers groß geschrieben, wie auch effiziente Wassernutzung. Rosen sind nämlich nicht nur sensibel, sondern auch sehr durstig.

Die Rosen werden tröpfchenbewässert

Für die Produktion einer Schnittrose benötigt man vier Liter Wasser. Früher pumpten die Blumenfarmen ihr Gießwasser einfach so aus dem Naivashasee. Der Wasserspiegel ging so stark zurück, dass die kenianische Regierung diese Praktik aktuell nur denjenigen Farmen erlaubt, die eine kostenpflichtige Lizenz haben. Panda Flowers verzichtet auf die Verwendung von Seewasser und bewässert ihre Rosen mit selbst aufbereitetem Wasser sowie Regen- und Grundwasser. Außerdem wird wertvolles Nass durch den Einsatz von Tröpfchenbewässerung gespart.

Trotz Corona-Lockdowns erhielten die Beschäftigten ihren Lohn

Nach 60 bis 90 Tagen achtsamer Düngung, Pflege und Bewässerung ernten Pflückerinnen die Rosen. „Die Wachstumsdauer ist von den Bestellungen unserer Kunden abhängig. Sie teilen uns ganz genau mit, wie groß die Blüten und wie lang die Stiele sein müssen. Und dann ist natürlich auch noch die Farbe wichtig. Gelb, rot, weiß, lila, orange – wir haben Rosen in acht unterschiedlichen Farben,“ dozierte Rosemary, während sie mit uns zur Packhalle schlenderte. Darin kontrollieren Arbeiterinnen die Qualität der gepflückten Blumen, bevor sie einen Teil der Blätter und Stacheln entfernen, die Rosen zu schlichten Sträußen binden und in Folie verpacken. „Ob jemand in der Packhalle, im Gewächshaus oder Büro arbeitet, bei Panda Flowers erhalten alle Beschäftigten dank des Fairen Handels einen überdurchschnittlichen Lohn. Wir kriegen Überstunden bezahlt, haben geregelte Arbeitszeiten und einen sicheren Arbeitsplatz. Panda Flowers hat nicht mal während des Corona-Lockdowns Entlassungen vorgenommen. Wir waren sechs Monate zu Hause und haben trotzdem unser Gehalt bekommen,“ begeisterte sich Rosemary und zeigte auf einen Kübel mit versandfertigen Blumen: „Diese Rosen sind für Rewe in Deutschland. Schaut, auf der Verpackung prangt das Fairtrade-Logo und steht KWA UPENDO. Das ist Suaheli und heißt MIT LIEBE.“

Kenianische Rosen sind umweltfreundlicher als europäische

Damit sie makellos-frisch in deutschen Supermärkten ankommen, verlassen die Schnittrosen tagesgleich auf vier Grad Celsius heruntergekühlt mit dem Flugzeug Kenia. Trotz der 6.310 Flugkilometer von Nairobi nach Frankfurt haben ostafrikanische Rosen eine bessere Ökobilanz als europäische. Anders als im gemäßigten Klima Deutschlands benötigt man in den Gewächshäusern am Naivashasee für die Rosenproduktion keine Heizung und kein Kunstlicht. 80 Prozent der in Deutschland verkauften Schnittblumen werden importiert, insbesondere aus Ostafrika, wobei Rosen am beliebtesten sind. 2005 eingeführt, haben Fairtrade-zertifizierte Rosen zwischenzeitlich einen Marktanteil von 33 Prozent. Man muss nicht lange nach ihnen suchen. Es gibt sie in Supermärkten, Discountern, Blumenläden und Online-Shops.

Für werdende Mütter wurde ein Kreißsaal gebaut

„Unsere weltweiten Kunden bezahlen eine Fairtrade-Prämie. Sie beträgt zehn Prozent des Exportpreises und wird in Gemeinschaftsprojekte investiert. Über die Verwendung entscheidet ein Komitee, das sich aus Vertretern der Arbeitnehmerschaft und des Managements zusammensetzt“, ließ uns Alice Aloo wissen. Sie ist bei Panda Flowers die Personalleiterin und besuchte mit uns eine kleine Klinik auf dem Farmgelände. In ihr erhalten die Beschäftigten eine kostenlose medizinische Grundversorgung und es gibt auch einen Laden, in dem subventionierte Lebensmittel verkauft werden. Der Großteil der Waren wird auf der Blumenfarm erzeugt: Tomaten, Paprika, Spinat, Hühnereier und Gänsefleisch. Betriebseigene Busse bringen die Beschäftigten von ihrem Wohnort zur Arbeit und am Abend zurück nach Hause. Und mit einem Teil der Fairtrade-Prämie hat Panda Flowers gemeinsam mit fünf anderen Fairtrade-zertifizierten Rosenfarmen das örtliche Krankenhaus um einen Kreißsaal erweitert. Werdende Mütter aus der gesamten Region profitieren damit vom Fairen Handel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

eins × 1 =